Ackerschachtelhalm – Überlebenskünstler aus der Urzeit
Lange bevor es Dinosaurier gab, wuchsen in üppigen Urwäldern kräftige, baumhohe Pflanzen, darunter Schachtelhalme, deren Nachfahren bis heute auf der Erde gedeihen. Verbreitet ist bei uns der Ackerschachtelhalm: Das urtümliche Gewächs ist ein wahrer Kieselsäure-Schatz mit durchspülender Heilkraft.
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Mehr als 350 Millionen Jahre ist es her, dass in dichten, sumpfigen Urwäldern riesige Pflanzen in schillernden, unterschiedlichen Grüntönen wuchsen, die Vorgänger der heutigen Bäume: Farne, Bärlappe und Schachtelhalme. Bis zu 30 Meter hoch wurden die Schachtelhalme in dieser vorsintflutlichen Zeit und dienten später auch den Dinosauriern als Futter, wie Fossilienfunde belegen. Die großen Tiere sind längst ausgestorben. Dass sich aber gerade die Schachtelhalme über eine so unglaublich lange Zeit und durch vielerlei Klimaveränderungen erhalten haben, verdanken sie ihren starken Überlebensqualitäten.
Eine von ihnen ist ihre ungewöhnliche Struktur. Als das Leben sich langsam auch außerhalb des Wassers entfaltete, mussten die Pflanzen ein neues Prinzip für das Gedeihen an Land erschaffen, um das lebensnotwendige Nass in die Stängel zu transportieren. Dazu bauten die Schachtelhalme Kieselkristalle in ihre Zellwände ein, um die nötige Festigkeit für ein aufrechtes Wachstum auf der Erde zu erlangen. Diesen Bauplan findet man mit nur geringfügigen Abwandlungen selbst bei den heutigen Schachtelhalmen, auch wenn sie wesentlich kleiner sind als ihre urtümlichen Vorfahren. Sie werden deshalb auch als lebende Fossilien bezeichnet.
Putzmunteres Fossil
In Europa und Nordasien sind Schachtelhalme weit verbreitet. Neben dem Ackerschachtelhalm gibt es an die zehn verschiedenen Arten wie den Riesen-, den Wald- und den Sumpfschachtelhalm, die sich teilweise sehr ähneln. „Immer wieder bekomme ich von Leuten erzählt, dass sie Schachtelhalm im Garten oder auf dem Acker haben, aber nicht sicher sind, welche Art es nun ist. Er scheint sehr häufig in den Gärten präsent zu sein“, berichtet die Ärztin, Phytotherapeutin und Wildnispädagogin Dr. med. Marianne Ruoff, die sich intensiv mit der urwüchsigen Pflanze beschäftigt hat.
Der Ackerschachtelhalm kommt bei uns am häufigsten vor. Er wächst meist auf feuchten und lehmigen Äckern oder am Rande von Wiesen, Ödland und Böschungen. Man erkennt ihn an seinem filigranen, aber dichten Wuchs, der an die Zweige junger Kieferbäumchen erinnert. Schachtelhalme blühen nicht und bilden keine Samen, sie vermehren sich durch Sporen. Im Frühjahr treiben ab März ungefähr 20 Zentimeter große blassgelbliche Stängel aus der Erde. In den Zapfen an ihren Spitzen reifen die Sporen. Diese Frühlingstriebe, die kein Chlorophyll enthalten und sich nur aus ihrem Wurzelgeflecht ernähren, sterben danach ab. Einige Zeit später, meist im Mai, wachsen dann die grünen, aber unfruchtbaren Sommertriebe, um nun mit Lichtenergie weiter zu gedeihen. Diese Pflänzchen sind fein gegliedert, von ihrem Stängel stehen dicht und quirlförmig grüne Zweiglein ab. Der Stängel setzt sich aus mehreren Abschnitten zusammen, die ineinander verschachtelt sind, daher der Name Schachtelhalm.
Unterirdisch sind die Pflanzentriebe über ein weites Geflecht aus Röhren und Kanälchen miteinander verbunden. Über dieses Versorgungssystem gelangen Kieselsäure und ihre Salze, die wasserlöslichen Silikate, in die überirdischen Pflanzenteile. Da sich der Ackerschachtelhalm auch durch seine unterirdischen Ausläufer und durch das Verschleppen und Anwachsen einzelner Rhizomstücke vermehrt, wird er vor allem als lästiges Acker- und Gartenunkraut angesehen. Mit seinen zähen Wurzeln ist er nur sehr schwer einzudämmen. Deshalb wird er im landwirtschaftlichen Ackerbau mit Herbiziden bekämpft. Dabei hat er Inhaltsstoffe mit großem Heilwert.
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Text: Monika Hopfensitz
Foto: Ruckszio / AdobeStock.com