Aromapflege zuhause: Wickel, Auflagen und Aromabäder
Wer einen nahestehenden Menschen pflegt, weiß es: Pflegebedürftige brauchen nicht nur Unterstützung, sondern auch liebevolle Fürsorge. Anwendungen mit ätherischen Ölen verbinden beides. Sie entfalten in Wickeln, Auflagen und Teilbädern ihre wohltuende Wirkung auf Körper und Seele. Die duftenden Substanzen stärken, trösten und lindern eine Vielzahl von Beschwerden. Und die Zuwendung tut doppelt gut.
In diesem Artikel:
Pflege zuhause: worauf kommt es an?
Die betagten Eltern, die sich nicht mehr selbst versorgen können, das behinderte oder schwer erkrankte Kind, der Jugendliche, der nach einem Unfall wochenlang das Bett hüten muss, der Nachbar mit Demenz, der Partner mit einer chronischen Erkrankung; pflegebedürftige Menschen gibt es in jedem Alter und in allen Lebensphasen. Drei Viertel von ihnen werden in Deutschland von Angehörigen zu Hause betreut und versorgt.
„Auch wenn sich die meisten Angehörigen ohne pflegerische Vorkenntnisse um einen anderen Menschen kümmern, so können sie doch viel bewirken.“
- Altenpflegerin und Palliativfachfrau Gerda Zölle
Gerda Zölle war viele Jahre Lehrerin für Pflegeberufe in der Freien Krankenpflegeschule an der Filderklinik und leitet inzwischen die Fachberatung Pflegeberufe bei der Wala Heilmittel GmbH. Die Expertin für anthroposophische Pflege weiß, wie Sie mit wenig Aufwand eine große Wirkung erzielen können: mit äußeren Anwendungen, die gerade in der anthroposophischen Pflege eine wichtige Rolle spielen. Wickel und Auflagen sprechen ganzheitlich an – also nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Hand- und Fußbäder sind ebenfalls kleine Wohltaten, die auch Menschen genießen, die sich nicht so gern berühren lassen.
Aromapflege: Wickel und Auflagen mit ätherischen Ölen
Wohltuend und wirkungsvoll: Wickel und Auflagen gehören zu den ältesten Therapieformen überhaupt. Schon immer wurden Krankheiten und Verletzungen behandelt, indem heilsame Kräuter auf die Haut gelegt und fixiert wurden, damit sie nicht herunterfallen. Gerade das Umwickeln macht die Anwendungen besonders intensiv.
Ihre Wirkung entfalten äußere Anwendungen nicht nur durch Öle, Salben und Essenzen, sondern auch durch den Temperaturreiz (meistens Wärme) und durch die gleichzeitige Zuwendung der pflegenden Person. Zusätzlich wirken Wickel und Auflagen nach dem Anlegen noch nach, und übernehmen so für kurze Zeit das Umsorgen.
Welche Wirkung Temperaturreize haben und wie sie die Abwehrkräfte stärken, lesen Sie in unserem Beitrag "Hydrotherapie – Heilen mit Wasser".
Welche Wirkung haben Wickel und Auflagen?
- senken Fieber
- regen den Stoffwechsel an
- harmonisieren die Verdauung
- lindern Schmerzen
- stärken die Abwehrkräfte
- unterstützen das Herz- Kreislauf-System
- beruhigen bei Ängsten
- fördern die Entspannung
- helfen beim Einschlafen
Durch die Wärme des Wickels wird die Haut besser durchblutet, die heilsamen Inhaltsstoffe können besser aufgenommen werden. Sie wirken nach innen auf tiefer liegende Organe wie Leber oder Niere, beeinflussen Stoffwechselprozesse, Immunsystem und Psyche und unterstützen die Selbstheilungskräfte. In Rücksprache mit Ihrem Arzt können äußere Anwendungen deshalb andere Therapien oder Medikamente ergänzen.
Wo und wie werden Wickel und Auflagen angelegt?
Ein Wickel umschließt immer den ganzen Leib, zum Beispiel auf Brust oder Bauchhöhe, oder einen Körperteil wie die gesamte Wade. Er wird meist im Liegen angelegt und sollte nach 15 bis 20 Minuten wieder abgenommen werden.
Eine Auflage ist einfacher. Sie bedeckt nur eine bestimmte Körperregion und kann auch stundenlang oder selbst über Nacht liegen bleiben. Gemacht wird, was dem pflegebedürftigen Menschen angenehmer ist.
„Wird zum Beispiel ein Wickel als einengend empfunden, können Sie mit der gleichen Wirksubstanz auch eine Auflage machen. Umgekehrt gilt: Wenn Sie mit der Anwendung eine schützende Hülle verbinden möchten, können Sie eine Auflage auf einen Wickel umstellen. Wer einen Wickel oder eine Auflage empfängt, sollte warme Hände und Füße haben; starten Sie also im Zweifel mit einem Hand- oder Fußbad, mit dicken Socken oder einer Wärmflasche“
- Gerda Zölle
Welche Wirksubstanzen bei welchen Symptomen?
Je nach Auflageort und Wirksubstanz entfalten die äußeren Anwendungen eine unterschiedliche Wirkung. Bei folgenden Symptomen können Wickel und Auflagen helfen:
- Schmerzhafte Schluckbeschwerden: lauwarmer Halswickel mit verdünntem Zitronensaft (Saft einer halben Biozitrone in 500 ml Wasser)
- Husten und Bronchitis: heißer Zitronenwickel auf der Brust
- Festsitzender Schleim: Brustauflage mit einem Bronchialbalsam (zum Beispiel Plantago Bronchialbalsam von Wala) oder eine Kompresse mit Thymian
- Blähungen, Verstopfungen oder auch Bauchkrämpfe: Wickel mit Melissenöl, der den Körper auf Bauchhöhe umschließt, oder mit eine Kamillenkompresse, die für eine Viertelstunde auf den schmerzenden Bauch aufgelegt wird
Eine altbewährte Wickelsubstanz, die bei vielerlei Beschwerden eingesetzt werden kann, ist auch Retterspitz äußerlich. Das Heilwasser enthält Thymol – das ist ein natürlicher Bestandteil des Thymianöls – und Rosmarin. Kalte Wickel mit Retterspitz äußerlich beispielsweise regen die Durchblutung an.
Auch bei der Wahl der Zusätze gilt: Probieren Sie vorsichtig aus, was dem Patienten am besten behagt. Nicht jeder mag jede Form der Anwendung und findet jeden Duft angenehm.
Wichtig: achten Sie auf Qualität!
Achten Sie beim Kauf ätherischer Öle unbedingt auf Qualität und kaufen Sie nur naturreine Aromaöle, am besten in der Apotheke. Von Wala gibt es beispielsweise auf fünf oder zehn Prozent verdünnte Öle, die direkt eingesetzt werden können. Reine ätherische Öle müssen entsprechend vorverdünnt werden, zudem dürfen sie nie direkt auf der Haut angewandt werden. Taoasis und Primavera haben viele Aromaöle auch in Bioqualität in ihrem Sortiment. Darüber hinaus bietet Primavera auch verschiedene Fertigprodukte an, die speziell für die Pflege konzipiert wurden. Deren Anwendungsmöglichkeiten reichen von morgendlichen Waschungen über pflegende Einreibungen bis zum Einsatz in Auflagen und Wickeln.
Anleitung Wickel und Auflagen: so geht´s
Das brauchen Sie:
- Ein Stück Stoff aus Baumwolle oder Seide (z. B. ein Stofftaschentuch) als Substanztuch. Tipp: Verwenden Sie für alle Tücher möglichst Naturmaterialien wie Wolle, Baumwolle, Leinen oder Seide, um einen Hitzestau zu vermeiden.
- Ein langes Handtuch oder einen Schal als Wickeltuch
- Zwei kleine Wärmflaschen (oder eine große, umgeklappt)
- Eine kleine Plastiktüte
- Eine Wirksubstanz Ihrer Wahl
- Zusätzlich für Auflagen: etwas Heilwolle oder Watte, um die Wärme möglichst lange zu halten
So geht’s:
- Wirksubstanz auf das Substanztuch geben. Öle werden direkt auf das Tuch geträufelt (übliche Dosierungen: sechs Tropfen für Kinder, neun Tropfen für Erwachsene).
- Substanztuch mit Öl oder Salbe in eine kleine, lebensmittelechte Plastiktüte stecken und zwischen zwei Wärmflaschen erwärmen.
- Warmes Substanztuch aus der Plastikhülle nehmen und auf die entsprechende Körperstelle legen. Wickeltuch um den Körper schlagen.
- Nach der Einwirkzeit Substanztuch vorsichtig unter dem Wickeltuch hervorziehen und umhüllt vom Wickeltuch die Wärme nachwirken lassen.
- Variante für Auflagen: Heilwolle oder Watte als Wärmespender und Schutz für die Kleidung auf das Substanztuch legen und fixieren.
Aromapflege mit Raumdüften
Einige Tropfen hochwertiges, naturreines ätherisches Öl verbessern nicht nur den Geruch eines Raums, sondern wirken sich auch positiv auf die Psyche aus. Das Öl kann man beispielsweise in einen elektrischen Vernebler geben oder auf auf einen Duftstein träufeln. Welches Öl im Einzelfall zum Einsatz kommt, hängt davon ab, zu welchem sich der Patient gerade hingezogen fühlt. Denn es ist wichtig zu beachten, dass der Duft keine unerwünschten Erinnerungen weckt. Doch welches ätherische Öl passt zu welcher Stimmung?
- Angst: Mandarine, Zeder oder Lavendel
- Depressive Verstimmung: Bergamotte, Rose oder Lavendel
- Harmonie: Orange und Vanille
- Heiterkeit: Rosengeranie
- Konzentration: Grapefruit und Zitronendüfte
Aromapflege: Hand- und Fußbäder mit ätherischen Ölen
Hand- und Fußbäder können, je nach beigegebener Substanz, erfrischen oder erwärmen, anregen oder beruhigen, Kraft oder inneres Licht verleihen. Das macht sie für die häusliche Pflege so wertvoll. Ein Handbad eignet sich gut am Morgen und kann dem Tag ein Leitmotiv verleihen. Mit dem Baden der Füße wird immer der Stoffwechsel des ganzen Körpers beeinflusst. Durch den Badezusatz und die Temperatur des Wassers geben Sie dem Hand- oder Fußbad unterschiedliche Impulse.
- Erschöpfung: Rose, Malve oder Schlehe, Wassertemperaturnach Wunsch
- Als Stimmungsaufheller: Johanniskraut, Wassertemperatur nach Wunsch
- Fieber und müde Beine: Zitrone, Wassertemperatur etwa 2 °C niedriger als die Körpertemperatur
- Übermäßiges Schwitzen: Salbei, 37 °C Wassertemperatur
- Innere Unruhe oder schnelle Atmung: Lavendel, 37 °C Wassertemperatur
- Kalte Arme und Beine, schwacher Kreislauf: Rosmarin, 37 °C Wassertemperatur
- Erkältung: Eukalyptus, 37 °C Wassertemperatur
Anleitung für für ein wohltuendes Handbad oder Fußbad
Das brauchen Sie:
- Für ein Handbad eine Schüssel, für ein Fußbad ein großes Plastikgefäß, das möglichst so hoch sein sollte, dass das Wasser bis zu den Waden reicht.
- Körperwarmes Wasser (37 °C Wassertemperatur, soweit nicht anders angegeben).
Badezusatz nach Wahl, beispielsweise ein gebrauchsfertig vorverdünntes Öl aus der Apotheke. Mit dem Öl wird eine Emulsion hergestellt. Nur dann kann sich das Öl mit dem Wasser verbinden. Dazu mischen Sie 1 EL Öl mit 2 EL Milch in einem Schraubglas, schütteln die Mischung gut durch und verteilen sie anschließend im Wasser. Ebenso geeignet sind fertige Badezusätze, z. B. von Dr. Hauschka.
So geht’s:
- Angenehme Raumatmosphäre schaffen (Radio abschalten, dem Badenden eine Decke umlegen und vielleicht eine Kerze oder ein Duftlämpchen anzünden)
- Jeweils eine Hand oder beide Füße ins vorbereitete Wasser gleiten lassen.
Ein Handbad sollte 3-5 Minuten, ein Fußbad 5-7 Minuten dauern. Wichtig ist, dass der oder die Badende nicht auskühlt. Deshalb bei Bedarf warmes Wasser nachgießen und bei einem Fußbad ein großes Handtuch über Badegefäß und Knie legen, um die aufsteigende Wärme aufzufangen.
Aromapflege Buchtipps
In Band 9 der Reihe „Palliative Care für Einsteiger“ informiert die Expertin für anthroposophische Pflege über hilfreiche Begleiter in der Palliativpflege.
Gerda Zölle, Hospiz Verlag
29,99 Euro (D)
Ätherische Öle zum Begleiten, Trösten und Stärken, übersichtlich vorgestellt nach ihren wichtigsten Einsatzgebieten.
Eliane Zimmermann, Trias Verlag
19,99 Euro (D), 20,60 Euro (A)
Was können wir selbst leisten? Welche professionelle Hilfe gibt es? Wie wird Pflegebedürftigkeit festgestellt? Auf was muss ich bei Verträgen mit Pflegediensten achten? Checklisten, Anträge zum Ausfüllen und Heraustrennen sowie Musterschreiben mit Formulierungsvorlagen erleichtern die Kommunikation mit Kranken- und Pflegekassen.
Otto N. Bretzinger, Verbraucherzentrale NRW
16,90 Euro (D), 17,40 Euro (A)
Text: Georgia van Uffelen
Fachliche Beratung: Gerda Zölle
Titelbild: CC0 / Mareefe / Pexels