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Besser leben mit Endometriose

Die Frauenkrankheit Endometriose ist meist mit starken Beschwerden verbunden und oft die Ursache unerwünschter Kinderlosigkeit. Doch bis heute erkennen selbst Gynäkologen die Erkrankung mitunter nicht. Dabei gibt es längst verlässliche Diagnose-Methoden und wirksame Behandlungen. Und auch die Betroffenen selbst können einiges tun.

Starke Krämpfe, Rückenschmerzen und Darmprobleme während der Regel, darunter leiden nicht wenige Frauen. „Da musst du halt durch“, heißt es meist lapidar. Auch Melanie litt seit ihrer ersten Regelblutung unter extrem schmerzhaften, krampfartigen Menstruationsbeschwerden. Sie suchte verschiedene Gynäkologen auf, doch die Untersuchungen blieben ergebnislos. Irgendwann bemerkte die damals 29-Jährige während ihrer Menstruation Blut im Stuhl und erhielt nach einer Darmspiegelung die Diagnose Darmkrebs. Erst nachdem ihr ein Teil des Dickdarms entfernt worden war, stellte sich heraus, dass sie keinen Krebs, sondern Endometriose hatte.

Zunächst war sie erleichtert. Was sie damals allerdings noch nicht wusste: Endo­metriose ist nicht harmlos. Bei diesem Frauenleiden siedeln sich Zellen, die der Gebärmutterschleimhaut, dem Endometrium, ähneln, außerhalb der Gebärmutter in Eileitern und Eierstöcken, aber auch an den Organen in der Bauchhöhle, etwa an der Blase, im Darm und am Zwerchfell an. Nach der Diagnose begann für Melanie ein langer Leidensweg. „Ich musste ein halbes Jahr lang eine krasse Hormontherapie machen, die mich künstlich in die Wechseljahre versetzte und die Herde austrocknen sollte. Danach habe ich durchgehend die Anti-Baby-Pille genommen“, erzählt sie. Dadurch hätten sich die Beschwerden zwar gebessert, aber da sich immer wieder neue Herde und Zysten an den Eileitern und Verwachsungen im Bauch bildeten, musste sie zwischen 2007 und 2023 noch dreimal operiert werden.

Wie entwickelt sich eine Endometriose?

Mit der Stärke und Anzahl der Monatsblutungen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau Endometriose entwickelt. Deshalb geht man heute davon aus, dass der Ursprung der Erkrankung im Uterus liegt. Vor 100 Jahren hatten Frauen nur 40 Blutungen im Leben. Meist waren sie früh schwanger, stillten oder waren unterernährt, sodass ihre Regel ausblieb. Heute menstruieren Frauen durchschnittlich 400-mal, und die Blutungen sind stärker. Die starken Krämpfe schädigen die Schicht zwischen der Gebärmutterschleimhaut und -muskulatur, sodass dort durch die Verschiebekräfte ein Mikrotrauma entsteht, das Reparaturmechanismen in Gang setzt und Stamm­zellen aktiviert. Wenn sich diese im Bauch ansiedeln, bilden sie nicht nur Epithel und Stroma wie bei der Schleimhaut, sondern auch einen Muskelring drum herum, genau wie die Gebärmutter. Es entstehen sozusagen Miniatur-Uteri. Diese Endometriose-Herde unterliegen denselben hormonellen Einflüssen wie die Gebär­mutterschleimhaut, wachsen wie diese und bluten mit bei jeder Menstruation. Da das Blut nicht abfließen kann, können sich große blutgefüllte Zysten und Knoten an den Eierstöcken oder auch am Bauchfell und dem angrenzenden Organgewebe bilden.

Ein schwer fassbares Chamäleon 

Wachsen die Endometriose-Herde in Organe wie Darm, Blase oder Harnleiter ein, kann dies zu größeren Knoten führen, die wie eine Krebserkrankung aussehen, obwohl die Zellen gutartig sind. Daher ist es verständlich, dass es immer wieder auch zu Falschdia­gnosen wie bei Melanie kommt. „Die Frauenkrankheit tarnt sich sehr gut, und vor 15 Jahren war es noch viel schwerer, die Krankheit zu erkennen als heute“, sagt Prof. Dr. Sylvia Mechsner, Leiterin des Endometriose-Zentrums und Oberärztin an der Frauenklinik der Berliner Charité.

Die Beschwerden einer Endometriose sind vielfältig und diffus, deshalb bezeichnen Ärzte sie als Chamäleon. „Fast immer sind die Beschwerden vor und während der Regel am schlimmsten. Allerdings können Frauen, die die Pille einnehmen, ebenfalls azyklische Schmerzen und Beschwerden haben“, bemerkt die Endometriose-Expertin Mechsner. Bei manchen Betroffenen strahlen die Schmerzen bis in die ­Beine oder die Leistengegend aus, sitzt der Endo-Herd auf dem Zwerchfell, sogar bis in die Schulterspitzen. Rund 30 Prozent der Patientinnen ­haben eine Reizdarmdiagnose. „Da das Milieu im Bauchraum entzündlich wird, ist oft auch die Darmfunktion gestört, und es kommt zu unspezifischen Darmbeschwerden“, so die Gynäkologin. Innerhalb von drei oder vier Tagen nach dem Eisprung kann sich der Bauch enorm aufblähen. Auch Probleme und Schmerzen beim Stuhlgang, beim Wasserlassen und beim Geschlechtsverkehr können auftreten, da der Beckenboden bei den von Endometriose Betroffenen oft stark verspannt ist. Schwere vegetative Störungen von Migräne über Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Ohnmachtsanfällen oder eine ausgeprägte Müdigkeit gehören ebenfalls zu diesem Krankheitsbild.

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Foto: Mikhaylovskiy / AdobeStock.com