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Diagnose AD(H)S – was tun?

Zappelphilippe und Traumsusen gibt es nicht nur in fast jeder Schulklasse, auch bei vielen Erwachsenen liegt ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom vor.  Das standardmäßig verabreichte Ritalin ist wegen seiner Nebenwirkungen umstritten. Ein multimodaler Behandlungsansatz eröffnet nachhaltige therapeutische Möglichkeiten.

Dem neunjährigen Luca fällt es schwer, sich zu konzentrieren. In der Schule still zu sitzen und der Lehrerin zuzuhören, ist ihm fast nicht möglich. Immer ist er durch irgendetwas abgelenkt, fällt seinen Mitschülern ins Wort, platzt mit Antworten heraus, bevor eine Frage zu Ende gestellt ist, springt auf, singt und summt vor sich hin. Die zwölfjährige Sarah ist da ganz anders. Sie ist in sich gekehrt, träumt im Unterricht vor sich hin, und wenn sie eine Aufgabe machen soll, vergisst sie währenddessen regelmäßig, was sie gerade tun wollte. Sie macht viele Flüchtigkeitsfehler, lässt sich nur ungern etwas sagen und wird schnell wütend, wenn ihr etwas nicht passt.

So unterschiedlich die beiden Kinder auch sind, bei beiden wurde ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom diagnostiziert – bei Luca mit Hyperaktivität, also ADHS, bei Sarah ADS. Das ist eine Variante, bei der sich die übergroße Unruhe weniger im Außen zeigt, dafür umso mehr in ihrem Inneren tobt und es ihr unmöglich macht, einem Gedanken lange zu folgen. „Bei allen Betroffenen könnte man es so auf den Punkt bringen: Es handelt sich bei ihnen um Menschen, die permanent damit kämpfen, sich zu fokussieren“, erklärt der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin Dr. Christian Lucae in seiner „ADHS-Fibel“ („Die ADHS-Fibel. ADHS im Kindes- und Jugendalter ganzheitlich behandeln“. Mit einem Beitrag von Liliya Butenko, KVC Verlag). Allerdings sind die Übergänge von „gesund“ zu „krank“ fließend und oft schwierig einzuschätzen. Nicht jedes Kind mit starkem Bewegungsdrang hat gleich ADHS. Schließlich gehört eine ausgeprägte Aktivität zu einer gesunden Entwicklung einfach auch dazu, so Dr. Lucae: „Sie mit Spielen und Herumrennen auszuleben, ist in unserer reglementierten Welt, in der lebhafte Kinder schnell als störend empfunden werden, aber oft nicht einfach.“

Was ist Ritalin?

Methylphenidat – so die Wirkstoffbezeichnung des in der konventionellen Therapie häufig verordneten Medikaments Ritalin – ist ein Psychostimulanz. In der richtigen Dosierung gleicht es ein krankheits­bedingtes Neurotransmitterdefizit im Gehirn aus, sodass in schwerwiegenden Fällen von ADHS damit eine Besserung erreicht werden kann. Eingesetzt werden sollte Ritalin nur nach klarer Indikationsstellung samt gründlicher Risiko-Nutzen-Abwägung durch einen Facharzt und im Rahmen einer multi­modalen Therapie. Denn die Arznei greift in den Hirnstoffwechsel ein und kann daher langfristige Nebenwirkungen haben (zum Beispiel Gewichtsabnahme, verzögertes Größenwachstum, Schlafstörungen, Herzprobleme). Auch die Langzeiteffekte auf die Gehirnentwicklung sind bisher kaum erforscht.

Geheimnisvolle Verzögerung in der Entwicklung

ADHS ist eine Entwicklungsstörung im Gehirn, die zu einer Dysbalance im Erregungslevel und einer fehlerhaften Informationsweiterleitung zwischen den Nervenzellen führt. Verursacht wird sie durch einen Mangel der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin im Gehirn. Beide beeinflussen die Motivation und die Aufmerksamkeit. Dopamin reguliert zudem den Antrieb, die Aktivität und die Feinmotorik und ruft situationsgerechte Verhaltensweisen ab, Noradrenalin regelt außerdem die Impulssteuerung, die Reizwahrnehmung, das Arbeitsgedächtnis und die Stimmung.

 

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