Gesundheit aus der Weinrebe
Der Weinstock ist ein regelrechter Quell der Heilkraft: Nicht nur in den Beeren und dem daraus hergestellten Saft und Wein, sondern auch in den Kernen und Schalen, ja sogar in seinem tiefroten Laub stecken unzählige gesunde Inhaltsstoffe, die zu unserem Wohlbefinden beitragen.
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Einst war den Menschen die Rebe heilig. „ Große Mutter des Weinstocks“ wurde die Muttergöttin der Sumerer genannt, die alten Ägypter bezeichneten ihren Fruchtbarkeitsgott Osiris auch als „Herr des Weines im Überfluss“, und in der Antike gab es eigene Götter speziell für den Wein: Dionysos hieß er bei den Griechen, Bacchus im römischen Reich. Selbst in der christlichen Bibel kommt der Wein an mehr als 650 Stellen vor, beispielsweise im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg und bei der Hochzeit zu Kana, aber auch in Gesundheitstipps zur körperlichen und seelischen Stärkung. So schreibt beispielsweise Paulus im ersten Brief an Timotheus: „Trinke nicht mehr nur Wasser, sondern nimm ein wenig Wein dazu um des Magens Willen und weil du oft krank bist.“
Die gesunden Effekte des Rebensaftes waren vor 2000 Jahren also bereits bekannt. Davon zeugen auch die Worte des griechischen Schriftstellers und Philosophen Plutarch (45–120 n. Chr.), der in seinen „Morali“ schrieb: „Der Wein ist unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien die schmackhafteste, unter den Nahrungsmitteln das angenehmste.“
Ausgehend von den Ländern rund ums Mittelmeer verbreiteten sich Wein und Reben auf der ganzen Welt. Die Römer brachten beides nach Deutschland. Jedem römischen Soldaten stand nämlich abhängig vom militärischen Rang eine Tagesration Wein als Verpflegung zu – das entsprach mindestens einem halben Liter täglich. Und weil es ihnen zu mühselig war, den Wein in schweren Amphoren über die Alpen zu transportieren, brachten die damaligen Besatzer Germaniens die Rebstöcke aus ihrer Heimat einfach mit in den Norden und legten so die Grundlage für den Weinanbau in Deutschland.
Wein war für die römischen Soldaten sowohl Grundnahrungsmittel als auch Arznei. Sein Nährstoffreichtum, seine Haltbarkeit und die gesellige Runde beim Weinkonsum waren nicht minder wichtig als seine vorbeugende Gesundheitswirkung: Weingenuss sollte vor Skorbut, Cholera und Magen-Darm-Infekten schützen.
Die Ursprünge des Weinbaus
Die Weinrebe war eines der ersten globalen Handelsgüter, das den Austausch von Kulturen, Ideen und Religionen beförderte. Dadurch hat sie die europäische Zivilisation stark geprägt. Wo ihre Ursprünge liegen, konnten chinesische Wissenschaftler unter Beteiligung des Karlsruhe Institut für Technologie erst jetzt nachweisen. Sie analysierten Tausende von Rebengenomen und fanden heraus, dass die Ursprünge des Weinbaus im Kaukasus liegen und bereits mehr als 11 000 Jahre vor Christus begannen. Von dort verbreiteten sich die Rebstöcke sehr schnell über das Mittelmeer nach Westen, wobei durch Kreuzungen mit lokalen Wildreben in kürzester Zeit eine große Vielzahl von Rebsorten entstand. Großbeerige Tafeltrauben gab es ab etwa 7000 vor Christus im Nahen Osten.
Erscheinungsdatum: 2. März 2023, Science Vol 379, Issue 6635, DOI: 10.1126/science.add8655
Überaus gesunde Inhaltsstoffe
Noch im 19. Jahrhundert war Wein eine wichtige, wenn nicht gar die wichtigste Medizin. Inzwischen weiß man, dass es nicht etwa der darin enthaltene Alkohol ist, auf dem die gesunde Wirkung des Getränks beruht. Es sind die im Wein reichlich vorhandenen Pflanzenstoffe – und die stecken auch in den unvergorenen Früchten und sogar im Laub der Weinrebe. Von herausragender Bedeutung sind dabei Resveratrol, OPC und Anthocyane aus den Beeren und Kernen sowie die Flavonoide aus dem roten Weinlaub.
Die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln haben das große Potenzial, das in den Trauben steckt, längst erkannt. Resveratrol, OPC oder auch alkoholfreien Rotweinextrakt in Kapsel- oder Pulverform gibt es inzwischen sogar in der Apotheke.
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