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Insel-Yoga abseits des Trubels

Raus aus dem Alltag, wieder zu sich finden und dabei Sonne tanken … Ein Yoga-Urlaub in südeuropäischen Gefilden – ob im Osten Mallorcas, in einer Bucht auf La Gomera oder in einem kleinen Küstendorf auf Kreta – beschert Erholung und neue Gelassenheit.

Früh aufzustehen ist nicht jedermanns Sache. Doch auf allen Yogareisen – ob sie nun nach Mallorca, nach La Gomera oder nach Kreta führen – beginnt die erste Übungseinheit meist vor dem Frühstück, solange der Bauch leer ist und der Geist ruhig. Wenn die Sonnenstrahlen noch sanft die Erde streifen, ist die beste Zeit für meditative Übungen. Auf der mallorquinischen Yogafinca Son Mola Vell, fernab vom touristischen Massentreiben, spürt man das besonders gut. Wer seinen Fuß vor die dicken Sandsteinmauern setzt, wandelt in friedlicher Morgenstimmung zwischen knorrigen Olivenbäumen und Bougainvilleabüschen, vorbei an blühendem Hibiskus und Oleander zum hoch gelegenen modernem Yogastudio. Der Blick von dort ins ferne, in mildes Licht getauchte Tal stimmt ebenso gelassen wie der ewig gleichmütig dreinschauende Buddha, der vor den bodentiefen Fensterfronten sitzt.

 

Spirituelle Wege auf Mallorca

Zwischen Mitte 30 und Ende 50 sind die 15 Yoginis, die sich in Son Mola Vell eingefunden haben. Den meisten geht es während ihres einwöchigen Yoga-Urlaubs nicht nur darum, den Körper zu stärken, sie wünschen sich, durch Yoga zu mehr Gelassenheit zu finden, oder streben gar eine Veränderung im Leben an. So möchte Kira beruflich einen Gang runterschalten. Als ehemalige Eishockeynationalspielerin sei sie sehr leistungs- und teamorientiert. Bewusst habe sie sich deshalb entschieden, dieses Mal allein zu reisen, erklärt die 56-Jährige. Yogaretreats sind dafür ideal. Zwar praktiziert man gemeinsam die indische Körpertechnik und nimmt auch zusammen die Mahlzeiten ein. Doch wer Ruhe braucht, kann sich jederzeit zurückziehen.

Dass Yoga weit mehr als das bloße Praktizieren von Asanas bedeute, sondern ein spiritueller Weg sei, erklärt Kursleiterin Marion Moormann gleich zu Anfang. Ihre Einheiten, die sich an den sieben Chakren orientieren, beginnen an jedem der sechs Übungstage mit einer Meditation, in der sich die Teilnehmer auf ihren Atem konzentrieren und sich mit dem jeweiligen Chakra verbinden. Erst nachdem ein Mantra gesprochen und gemeinsam das Om gesungen wurde, zeigt sie die dynamischen und kraftvollen Vinyasa-Übungen. Deren fließende Abläufe synchronisiert sie dabei mit dem Atem. So entstehe eine Meditation in Bewegung, erklärt die 58-Jährige. Damit die Teilnehmer sich nicht in eine Haltung hineinzwingen, dienen Blöcke und Kissen als Hilfsmittel. Für die Tiefenentspannung legen sich alle zum Schluss in die Shavasana-Haltung.

Da sie jeden Tag dem jeweiligen Chakra entsprechend eine andere Übungssequenz zeigt, ist ihr Programm dementsprechend abwechslungsreich. Nur der Sonnengruß ist obligatorisch. Schließlich muss der Körper morgens in Schwung gebracht werden. Nachmittags praktiziert sie dagegen auf einer Holzplattform unter freiem Himmel ein ruhiges Yin-Yoga – einen Stil, bei dem durch das lange Verharren in Körperhaltungen die Faszien passiv gedehnt werden. Langweilig wird es mit ihr nie. Mal stehen Partnerübungen, mal ein meditativer Spaziergang oder gar ein gemeinsames Mantrasingen auf ihrem Programm.

 

Sinnenfreuden aller Arten
Ob morgens oder abends – nach der Yogapraxis schmecken die Speisen des Chefkochs José besonders gut. Die frischen Zutaten bezieht die Finca von lokalen Bauern. Das Frühstücksbuffet enthält von Obstsalat, Smoothies, Joghurt, Nüssen über Rührei, Hirse- und Haferbrei, hauseigener Orangenmarmelade mit Ingwer bis hin zu selbstgemachten Brotaufstrichen alles, was die Zunge begehrt. Josés Kochkünste, die er bei Käfer in München perfektioniert hat, versprechen auch am Abend die schönsten Gaumenfreuden. Das viergängige Menü umfasst neben mediterranen Salaten und den verschiedensten Suppen täglich indische Curries. Und egal ob Lemonmousse oder Crème Brûlée serviert wird, alle schwärmen von den Desserts.

Zwischen Morgen- und Abendkurs bleibt genug Zeit, um auf eigene Faust Ausflüge in die Umgebung zu machen. Auch auf Strandbesuche muss niemand verzichten. Jeden Tag bringt ein Shuttle die Gäste an eine der zwischen Porto Christo und Porto Colom gelegenen feinsandigen Badebuchten. Aber viele ziehen es vor, auf dem 35 Hektar großen Anwesen zu bleiben und die Stille­ am Pool zu genießen, im schwingenden Korb­sessel unter dem Olivenbaum zu lesen oder sich von einer der drei Körpertherapeutinnen mit Zen- und Aroma-Relax-Massage, Harmonic Body Treatment oder chinesischer Heilbehandlung verwöhnen zu lassen.

 

Weitere Informationen
Mallorca, Finca Son Mola Vell
www.yoga-finca-mallorca.de, buchbar über Neue Wege Seminare & Reisen, Tel. 02226/15 88 00, www.neuewege.com

 

Asanas mit Meerblick auf Kreta

Wer Yoga lieber direkt am Meer praktizieren möchte, für den kann sich eine Reise in die versteckte Bucht von Lentas lohnen. In dem kleinen Ort im Südwesten von Kreta hat sich die Yogalehrerin und Tanzpädagogin Birgit Westphal niedergelassen und eine Yogaschule gegründet. Ihre offenen Kurse können von Einheimischen wie auch von Touristen spontan gebucht werden. Zusätzlich bietet sie mehrmals im Jahr in Kooperation mit der Villa Tsapakis oder dem Seminarzentrum Iremia einwöchige Yogareisen an. Von der etwas außerhalb von Lentas gelegenen Villa, die über einen üppig bepflanzten Innenhof verfügt, geht man nur zwei Minuten zum Strand. Totale Stille findet man im 10 Minuten vom Strand entfernt liegenden Iremia.

Damit die Sivananda-Yogalehrerin auf jeden Teilnehmer individuell eingehen kann, unterrichtet sie selten mehr als acht Personen zugleich. Auch Einsteiger können deshalb in ihrem Kurs gut mitkommen: „Ich erkläre genau, wie man von einer in die andere Stellung kommt, baue für Ungeübte auch Zwischenschritte ein und zeige, wie man die Gelenke am besten ausrichtet“, sagt die 60-Jährige. In ihrem Unterricht lehrt sie vor allem die zwölf Grundasanas wie das Dreieck, den Schulterstand oder den Fisch. Den Sonnengruß führt sie langsam und meditativ aus.

 

Atmen und Entspannen
Das Vermitteln der verschiedenen Atemtechniken ist Birgit Westphal besonders wichtig, denn: „Über den Atem erspüren die Teilnehmer ihren Körper und können die Verspannungen bewusst loslassen“, erklärt sie. Ihr anderthalbstündiger Morgenkurs findet in einem hellen Yogaraum oder draußen auf einer Plattform oberhalb des Meeres statt. Jede Einheit endet mit einer zehn- bis 15-minütigen Tiefenentspannung. Anschließend genießen die Teilnehmer das reichhaltige, vegetarische Frühstück direkt am Meer. Abends gehen­ die meisten am liebsten in einer der vielen Tavernen des Ortes zum Essen. Zudem bietet die Yogaschule Ausflüge an, etwa zur Agio-Farango-Schlucht, eine Bootsfahrt zum Kloster Koudouma oder auch eine Wanderung in die Trafoula-Bucht. Wer noch mehr für seine Gesundheit tun möchte, kann nachmittags zusätzlich eine Yogastunde buchen oder findet in Lentas verschiedene Therapeuten, die ayurvedische Rücken- oder Thaimassagen anbieten.

 

Weitere Informationen
Kreta, Lentas
www.lentas-online.com/yoga, buchbar über Birgit Westphal, Tel. 0157/55 94 77 34, yogainlentas@yahoo.de

 

 

Stille Tage auf La Gomera

Absolute Stille finden Yogis im Spätherbst in der kleinen Bucht El Cabrito, im Osten der kanarischen Wanderinsel La Gomera, denn der abgeschiedene, autofreie Ort ist nur vom Meer aus erreichbar. Gäste der gleichnamigen Finca werden deshalb vom Hafen San Sebastian mit dem hauseigenen Boot abgeholt. Die gleichnamige Finca liegt direkt am Meer inmitten einer ehemaligen Bioplantage. Ob Mango,  Avocado oder Papaya – dank dem fruchtbaren Vulkanboden wachsen auf dem Anwesen überall exotische Pflanzen und farbenprächtige Blumen. Die ehemaligen Plantagenhäuser und das um 1900 errichtete Herrenhaus bieten einfach, aber stilvoll eingerichtete Ferienunterkünfte.

Dreimal am Tag bringt die Kursleiterin Katja Thomsen den rund 15 Teilnehmern die Feinheiten der indischen Körpertechnik näher. Der steinige, schwarze Lavastrand dient ihr dabei als Yogastudio. Zu heiß wird es hier selten, und Halbschatten findet man überall. Die 50-Jährige, die in vielen Yogastilen ausgebildet ist, schöpft aus einem großen Repertoire. Morgens, wenn der Körper gedehnt und aufgeweckt werden soll, kombiniert sie statische Hatha-Yogaübungen wie „der Baum“ und „der Krieger“ mit fließenden Elementen des Vinyasa-Yogas. Wichtig sei ihr nicht, wie weit ihre Schüler in die Haltung gehen können, sondern mit welchem Bewusstsein sie diese ausführen, erklärt Thomsen.

 

Biogerichte, Boots- und Bergtouren
In El Cabrito wird unter den Dattelpalmen reichlich aufgetischt. Fast alle Nahrungsmittel und Zutaten sind aus eigenem Bioanbau oder eigener Herstellung. Morgens können die Yoginis zwischen Avocados und anderen Früchten, Eiern und Ziegenkäse sowie hausgemachter Mangomarmelade wählen. Mittags und abends gibt es neben Fisch und Fleisch auch ein vegetarisches Buffet mit frischem Gemüse und diversen Salaten.

Wer nach dem Essen nicht nur am Strand liegen mag, kann bis zur zweiten Yogasession am Nachmittag eine Bootsfahrt oder Bergwanderung unternehmen Nach dem Abendessen leitet Katja Thomsen zum Abschluss des Tages eine Entspannungsübung an. Mit Hilfsmitteln wie einem Bolster könnten sich die Teilnehmer bequem in eine Yogahaltung hineinbetten, so dass der Körper sich tief entspannen und ausruhen kann.

 

Weitere Informationen
Gomera, Finca El Cabrito
www.elcabrito.es, buchbar über Katja Thomsen, Tel.  0172/434 63 84, www.yogaammeer.de

 

Diesen Beitrag finden Sie in Ausgabe 5/2019

Foto: kapulya/iStock.com