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Wie entsteht Stress?

Wünschen Sie sich mehr Ruhe und Gelassenheit in Ihrem Leben? Tatsächlich sind es oft nicht die äußeren Schwierigkeiten, sondern die eigenen Gedanken und Einstellungen, die uns unter Druck setzen. Das kann sogar körperlich krank machen. Neue Erkenntnisse der Neurowissenschaft zeigen Wege aus der Stressfalle.

Stress ist die Krankheit unserer Zeit. Wir sollen immer mehr arbeiten, dabei entspannt wirken und möglichst gut gelaunt sein. Und selbst in der Freizeit müssen wir uns beweisen, auf dem Surfbrett wie im Tennisclub. Die Stressstudie 2016 der Techniker-Krankenkasse meldet: Von den Menschen in Deutschland stehen „mehr als 60 Prozent unter Strom“, Tendenz steigend. Ein Drittel kommt gar nicht mehr zur Ruhe. Sie können das beunruhigende Kopfkino nicht ausschalten, den Arbeitsmodus nicht verlassen, obwohl sie längst zu Hause sind. Ihnen fehlt abends die Kraft, einfach etwas zu tun, was ihnen Freude bereitet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Stress als Epidemie des 21. Jahrhunderts bezeichnet.

Mit Stress umgehen

Doch solchem Stress sind Sie nicht hilflos ausgeliefert. Im Gegenteil, ein veränderter Umgang mit Problemen und einfache Entspannungsmethoden eröffnen Ihnen Wege aus dem Stress. Zunächst gilt es zu erkennen, was genau es eigentlich ist, das Sie stresst.

Auf die Frage antworten wir meist mit äußeren Faktoren: die viele Arbeit, die knappe Zeit, der steigende Druck vom Chef oder von der Konkurrenz, der mies gelaunte Kollege, die aufsässige Tochter, die Sorge um den Arbeitsplatz. Dabei machen wir uns den Löwenanteil des Stresses selbst. Wir malen uns die Schwierigkeiten, vor denen wir stehen – die Stressoren –, oft viel schlimmer, furchterregender und übermächtiger aus, als sie tatsächlich sind. Zugleich neigen wir dazu, unsere Handlungsmöglichkeiten zu unterschätzen. Hinzu kommen noch Unmengen von Problemen, von denen wir fürchten, dass sie eintreten, obwohl sie es meist gar nicht tun.

Problemlösung mit Verstand

Was passiert bei Stress? Die Stressreaktion ist darauf ausgelegt, der Gefahr durch Kampf oder Flucht zu entkommen. Es geht nicht darum, die Situation mit neuem Wissen und neuen Ideen souverän zu gestalten. Die negativen Stressfilmchen, die permanent in unserem Kopf ablaufen, machen die Probleme größer, statt bei der Lösung zu helfen. Deshalb bleibt man auch so leicht in der Stressfalle stecken. Prof. Joachim Bauer von der Universität Freiburg empfiehlt die Selbststeuerung als wichtiges Mittel gegen Stress. Dabei geht es darum, dass Sie zwischen Reiz und Reaktion einen Zwischenraum des Innehaltens und Nachdenkens schalten.

Der Neurobiologe und Mediziner erklärt in seinem Buch „Selbststeuerung: Die Wiederentdeckung des freien Willens“ (HEYNE), was er damit meint:

„Das Gegenstück zur Selbststeuerung ist die Außen- oder Fremdsteuerung. Menschen, die auf alle Reize, die von außen auf sie eintreffen, ohne Nachdenken mit einer schnellen Reaktion antworten, befinden sich im Modus einer Reiz-Reaktions-Maschine.“

Gehirn im Umbau

Lange war die Wissenschaft davon ausgegangen, das erwachsene Gehirn sei unveränderbar. Doch die Neurowissenschaft konnte nachweisen, dass das Gehirn in einem fortwährenden Umbauprozess ist und sich immer wieder neue Nervenverbindungen bilden, selbst im Alter – wenn auch langsamer. Forscher nennen diese Veränderbarkeit des Gehirns Neuroplastizität. Goewey hat ein Anti-Stress-Training entwickelt, das genau diese Erkenntnisse nutzt. Anstatt zu versuchen, sich stressförderndes Verhalten abzutrainieren, zielt es darauf ab, die innere Einstellung so zu verändern, dass gute Wachstumsbedingungen für neue Nervenverbindungen im Gehirn geschaffen werden. „Schon in 50 Tagen können Sie Ihr Gehirn neu vernetzen, in Richtung Ruhe, Kreativität und Optimismus – statt Stress“, verspricht Goewey.

Umdenken baut Stress ab

Grundlage der Stressbekämpfung ist, sich die negativen Filme im Kopf genauer anzuschauen und die körperliche Reaktion darauf bewusst wahrzunehmen. Prof. Tobias Esch, Neurowissenschaftler, Mind-Body-Mediziner und Autor („Der Selbstheilungscode“, Beltz Verlag), sagt etwas, was so manchen überraschen wird:

„Es ist sehr wohl möglich, gestresst zu sein, ohne dies so zu empfinden und ohne überhaupt zu bemerken, dass man in einem Alarm- und Anspannungszustand ist.“

Die Aufmerksamkeit ist oft so sehr auf die Probleme gerichtet, dass wir uns selbst gar nicht mehr wahrnehmen.

Vielen Menschen ist zudem nicht bewusst, dass Gefühlen oft eine Bewertung vorausgeht – und die kann in der gleichen Situation ganz unterschiedlich ausfallen. Manche Situation wird von dem einen als Gefahr bewertet, von jemand anderem als harmlos. Etwa, wenn man im Wald einem Wildschwein begegnet. Der eine bekommt Angst und eine heftige Stressreaktion, der andere bleibt gelassen und schaut sich interessiert das wilde Tier an, bis es weiterzieht. „Angst ist Stress“, erläutert Goewey. „Ohne Angst gibt es keine Stressreaktion.“ Auslöser kann eine konkrete Gefahr sein, aber auch die Sorge, mit anderen nicht mithalten zu können oder morgen bei der Prüfung schlecht abzuschneiden. Don Goewey nennt ein klares Ziel: „Unsere Einstellung sollte Frieden statt Angst sein. Frieden beginnt, wo Stress endet.“

 

Lesen Sie den vollständigen Beitrag in Ausgabe 06/2017.

 

Weitere Aspekte des Beitrags:

  • Umdenken baut Stress ab
  • Gute zwischenmenschliche Beziehungen können helfen: Vertrauen schafft Resilienz; Empathie als Schlüsselfaktor
  • Mind-Body-Medicine: Der Geist heilt den Körper: Entspannungsverfahren senken den Druck, Imagination schafft neue Nervenverbindungen; Ernährung und Sport als Antistressprogramm

 

Foto: swissmediavision/iStock.com