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Wirksamer Weihrauch

Das aromatische Harz wird von alters her nicht nur zu Kultzwecken genutzt, sondern auch als Arzneimittel geschätzt.

Die goldschimmernden Harztropfen des Boswelliabaums waren in der Antike so kostbar wie Gold. Die Ernte des an der Luft getrockneten Gummiharzes zog sich über Monate hin, und der Transport des Weihrauch oder Olibanum genannten Harzes war weit und gefährlich. Boswelliabäume gedeihen nämlich nur in den arabischen Halbwüsten und in Indien, von wo sie damals per Karawane über die Weihrauchstraße ins 3500 Kilometer entfernte Mittelmeergebiet transportiert werden mussten. Und dort war Weihrauch für kultische Zwecke und als Arzneimittel ausgesprochen begehrt.

Kultobjekt und Arzneimittel

Schon im Ägypten der Pharaonen wurde dem Sonnengott bei Sonnenaufgang und -untergang mit Weihrauch gehuldigt. Noch heute verströmt das aromatische Harz an hohen Feiertagen in katholischen Messen seinen Wohlgeruch. Das kommt nicht von ungefähr, war doch Weihrauch neben Gold und Myrrhe eine der drei Gaben der Weisen aus dem Morgenland für das neugeborene Jesuskind.

Auch die medizinische Anwendung von Olibanum reicht weit zurück. Das älteste schriftliche Dokument über Weihrauch als Arzneimittel ist der sogenannte Papyrus Ebers aus dem 16. Jahrhundert vor Christus. Auch später, in der griechisch-römischen Antike, wird Weihrauch in den Schriften nahezu aller großen Ärzte erwähnt. Sie setzten das Harz bei Haut­erkrankungen wie Schuppenflechte, Warzen und Abszessen ebenso ein wie bei Husten, Magen-Darm-Erkrankungen und Entzündungen aller Art, sogar bei Geschwüren und Krebserkrankungen.

Weihrauch ist nicht gleich Weihrauch

Es gibt 25 verschiedene Weihraucharten, medizinisch von Bedeutung sind aber nur vier Sorten: Boswellia sacra und Boswellia carterii wachsen in Somalia, im Oman und im Jemen. Boswellia papyrifera ist in Äthiopien und anderen ostafri­kanischen Gebieten beheimatet, Boswellia serrata in Indien.

Der indische Weihrauch ist am besten erforscht, deshalb wurde nur diese Weihrauchart ins Europäische Arzneibuch aufge- nommen. In Deutschland sind Präparate mit Weihrauchextrakt nicht als Arzneimittel zugelassen. Sie werden als Nahrungsergänzungsmittel gehandelt, zum Beispiel als Weihrauchtabletten oder -kapseln, als Weihrauch­balsam sowie als homöopathische Zubereitungen.

Aktuelle Forschung bestätigt Wirkung

Nach der Entdeckung von Antibiotika und Kortikosteroiden verschwand Weihrauch aus den Arzneibüchern. Das änderte sich vor etwa 25 Jahren, als es gelang, hochpotente Wirkstoffe aus dem Weihrauch zu isolieren, allen voran die Boswelliasäuren, deren Hauptwirkung die Entzündungshemmung ist. Etliche Studien bestätigen die Wirksamkeit des Weihrauchs bei Psoriasis, atopischer Dermatitis, sämtlichen rheumatischen Erkrankungen, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Asthma und onko­logischen Erkrankungen, auch bei Hirntumoren. Die Inhaltsstoffe wirken entzündungshemmend, abschwellend, schmerzlindernd und antibiotisch. / Dr. Manfred Kohlhase

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Foto: Anja Kaiser / AdobeStock.com